Oh nein! Das existiert noch? Beim Durchforsten diverser Geldgefällt-Ordner, die inzwischen wahrscheinlich die zig-fache Datenmenge des Buches umfassen, stoße ich doch tatsächlich auf einen Text, der mich plötzlich mit allem innehalten und lesen lässt: Unser zweites Vorwort. Beim Lesen überzieht ein breites Grinsen mein Gesicht. Ach, das waren noch Zeiten… Dabei ist es so lange gar nicht mal her. Aber es fühlt sich an wie ein früheres Leben. Ein Leben, in dem wir für einen Tag live und an manch anderen Tagen am Fernseh- und PC-Monitor das Treiben in Newtopia verfolgt haben. Kennt Ihr das überhaupt noch? Newtopia? Diese grandiose Idee einer Reality-TV-Show von John de Mol, die allabendlich bei SAT.1 lief, noch mehr aber die Fans im Internet bei der Stange hielt und recht bald ein ebenso klägliches wie erwartbares Ende nahm.
Und da wir das Treiben der „Insassen“ ebenso wie der „Aufseher“ dort miterleben durften, unterstützt von den Eindrücken aus Stacheldrahtzäunen, Grenzkontrollen und Vertragsparagrafen, blieb es nicht aus, dass wir heimlich einige der Mitbewohner Newtopias, die nie zu Wort kamen, für ein paar einleitende Zeilen zum Buch gewinnen suchten. Erfolgreich! Und viel zu schade, um in irgendeinem Ordner zu verschimmeln. Darum sei ihr Statement hier in voller Länge wiedergegeben:
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Let’s fake a story to sell…[1]
Liebe Leser, liebe Autoren,
wir, die Regenwürmer, Kühe, Forellen, Bienen, Hühner, Flöhe, der Hund, die Fledermaus und alle anderen bisher unsichtbaren Tiere aus Faketopia haben die anspruchsvolle Aufgabe übernommen, dieses Vorwort für Euch zu schreiben. Wir fühlen uns wirklich geehrt, denn dieses Buch hat uns wie kein anderes inspiriert eigene Ideen zu entwickeln und neue Wege in unserem jeweiligen Geschäftsbereich zu gehen. Wer wüsste nicht besser als wir, die das Elend aus nächster Nähe beobachtet haben, dass clevere Ideen gebraucht werden.
„Ich bin Anton. Nein, eigentlich bin ich Anton und Antonia, eine gespaltene Persönlichkeit, seit Conny mich mit dem Spaten beim Ausheben ihres Erdlochs zerteilt hat. Ich habe mich hier in Faketopia so weit von mir entfernt, dass ich, wenn ich mich umschaue, nicht mehr sehe, ob mir etwas am Arsch vorbeigeht. Wenn Euch dagegen eine der hier vorgestellten Ideen nicht zusagt, ärgert Euch nicht, es gibt noch etwa 130 andere. Schaut Euch einfach um.“
„Genau. Und dann macht Euer eigenes Ding daraus. Aber seht zu, dass Ihr eine gute Story und einen coolen Namen dafür findet. Wie wertvoll eine gute Story ist, könnt Ihr im Kapitel 3-2-1 nachlesen. Etwas einfallsreicher als mein Name wäre schon wünschenswert. Ich heiße nämlich Bambi. Wie soll bei diesem Namen irgendjemand je verstehen, dass ich ein Kalb bin?“
„Wir, die Forellen haben es geschafft: Wir sind nominiert und verlassen Faketopia. Solltet Ihr uns demnächst in unserem neuen Zuhause einmal besuchen, so können wir Euch durch beredtes Schweigen ziemlich viele Internas aus Faketopia verraten. Dieses dumme Geblubber der Unsichtbaren vor dem Tor ist auf dunklen Kanälen zu uns gelangt. Wir geben es trefflich wieder. Und jetzt sagen wir tschüss. Nicht ohne allen zuzurufen: Schaltet die Glotze oder den Monitor aus und lest dieses Buch!“
„Als fleißige Bienen haben es auf Candy abgesehen. Die Idee eines autonomen Staates finden wir ja klasse, Kompliment an die Autoren. Aber mal ehrlich, Candy: Was ist denn ein Herrscher ohne Volk? Und eins solltest du wissen: Der Aufbau eines neuen Staates ist kein Honigschlecken. Geh mal bei Volker in die Lehre!“
„Ihr Bienen wollt immer nur eine Königin und Untertanen. Was Hackordnungen angeht, da sind wir, die Hühner, in unserem Element. Wir nehmen uns ein Beispiel an Diellza, Hans und den Rest der streitbaren Welt. Gackert da jemand? Da kräht kein Hahn nach – alle sind nur am Geld interessiert. Wir auch und die dicksten Brocken vom Kuchen picken sich sowieso diejenigen raus, die weiterlesen.“
„Nur Überflieger müssen beim Lesen aufpassen, dass sie nicht abheben. Als Fledermaus kenne ich mich da aus. Den Hühnern habe ich ganz schön Angst eingejagt. Was haben die gekreischt, als ich ein paar Runden durch die Scheune drehte. Hans hat mir das Tor geöffnet. Dabei dachte ich immer, raus geht’s nur durch den Schornstein. Also werde ich jetzt im Ausland aktiv – kann sich lohnen, wie die Rubrik „Globalisierung“ bestens beweist.“
„Statt der Ferne suchen wir lieber die Nähe. Wir sind die Flöhe. Als Abgesandte der Regie werden wir denjenigen ins Ohr gesetzt, von denen man annimmt, dass sie noch am ehesten in der Lage sind, die Karre aus dem Dreck zu ziehen (Pardon, aber wir sind hier schließlich auf einem Hof.) Da hätte unser großer Herr, der Schöpfer aus den Niederungen, äh Niederlanden, wohl doch besser ein bisschen mehr Gehirnschmalz aufgebracht, dann wären manche Ungereimtheiten gar nicht erst aufgetreten. Aber soll er selbst was dazu sagen:“
„Lasst uns ein Restaurant eröffnen! Faketopia bleibt bestehen.“
„Ich, die Hündin Paula, kann nur sagen, dass ich froh bin, nicht im chinesischen Faketopia zu leben. Sollen wir etwa alle auf dem Teller landen? Ich liebe die Pioniere. Sie füttern mich, sie pflegen mich. Sie müssen Götter sein.“
Eure Tiere,
die dieses Vorwort aus Faketopia herausgeschmuggelt haben, da es sonst der Zensur anheim gefallen wäre.
[1] Zitat aus unserer twitternden Fangemeinde
P. S. An dieser Stelle sei noch einmal Conny Gloger gedankt, die das Vorwort schrieb, das dann unser Buch eingeleitet hat.