Halte deine Gefühle im Zaum!

Aus der Beitragsserie: Restaurant-Retter, ein Job, bei dem viele zuschauen

Rosins Restaurant, File:0961 Frank Rosin.JPG: Udo Grimberg derivative work: Alupus (talk)

Folge 2

Um es gleich vorweg zu sagen: Mit diesem Titel meine ich nicht die Gastwirtin, Köche und Hilfen in dieser Folge, sondern den Retter  persönlich: Frank Rosin. Warum? Dazu gleich mehr. Zunächst ein kurzer Überblick, um was es dieses Mal ging:

Die Rother Kuppe

ein Berggasthof in der Rhön, wird seit einigen Jahren von der Ex-Servierkraft Anja geleitet. Doch die ehemaligen Stammgäste bleiben aus und in der Küche ist die Kacke am dampfen (Pardon!), denn zwischen Koch und Chefin stimmt nichts mehr. Der Koch hat sie zu Sylvester versetzt, das Vertrauen ist seitdem zerrüttet, die Chefin konfus, herrisch und ein Kontrollfreak. Auch die Mutter, die ihrer Tochter zur Seite steht, empfindet deren Umgangston als unangenehm. Rosin versucht zu retten, was zu retten ist, indem er die Beteiligten zu einer Aussprache drängt. Die Kommunikation muss erst einmal wieder hergestellt werden, so viel ist klar. Soweit so gut. Wenn da nicht dieser kleine Funken eines unguten Gefühls wäre, das mir erst bewusst wird, als Rosin auf den neuen Koch Peter trifft. Denn trotz Aussprache und Festvertragsangebot entlässt Anja ihren Koch, als bei nächster Gelegenheit klar wird, dass es einfach nicht mehr läuft mit der Zusammenarbeit.

Das Geschäftsmodell

Rosin will aus dem kleinen Restaurant ein Wanderlokal mit typischen Gerichten aus der Rhön und einigen wenigen Übernachtungsmöglichkeiten machen. Das bietet sich an,  da das Haus mit Aussichtsturm inmitten eines wunderschönen Landstrichs liegt. Dafür werden die beiden vorhandenen Schlafräume als Gästezimmer hergerichtet und der neue Koch Peter gebeten, eine Liste mit 25 Gerichten aufzustellen, aus der eine Speisekarte zusammengezimmert werden kann.

Vom Retter zerrissen

Peter entspricht jedoch nicht Franks Vorstellung von einem guten Koch. Und das hat – man höre und staune – keineswegs etwas mit seinen beruflichen Fähigkeiten zu tun, sondern einfach damit, dass dieser Exot kein Internet hat. Rosin ist entsetzt, findet man doch im weltweiten Netz über eine Million Rezepte. Was er ihm mit viel Dramatik klar macht. Hallo? Jetzt kann ich nur noch bedingt folgen. Hier soll doch die rhönsche Küche präsentiert werden, wie er dem Neuen zu verstehen gibt. Findet man die denn nur noch im Internet? Frank Rosin jedenfalls scheint davon so überzeugt zu sein wie er über das „archaische Kochwesen“ vor ihm entsetzt ist. Und was macht er? Ein kurzer Blick auf die angefangene Liste genügt ihm, um diese sogleich demonstrativ zu zerreißen und als altbacken und unmöglich zu verwerfen. Dabei standen da durchaus Rhönsche Gerichte, soweit ich als Zuschauerin es auf die Schnelle erhaschen konnte.

Rosins Gratwanderung zwischen Leidenschaft und Feldwebelmanier

Überhaupt ist Rosins Verhalten gegenüber seinen Schützlingen alles andere als vorbildhaft. Hat er zuvor die Chefin mit Standpauken übersät, dass sie wie ein kleines Schulmädchen vor ihm stand und tatsächlich mit hängendem Kopf „Jawoll!“ sagte, hat er nun ein neues Opfer gefunden. Den gutmütigen, aber unmodernen und wortkargen Peter, der gegen so viel Eloquenz gleichermaßen kapituliert.  Klar, auch ich weiß, dass es richtig ist, Klartext zu reden, die Probleme genau zu benennen und nicht um den heißen Brei herumzureden, denn es geht darum, die Beteiligten wachzurütteln.  Aber dort, wo gute Kommunikation und Führung erst gelernt werden müssen, ist demonstratives Kleinmachen sicher nicht angebracht. Zumal es hier zumindest beim Koch Peter um einen Menschen geht, der gerade erst mit viel gutem Willen neu dazugekommen ist.

Das gute Ende

Dass Peter dann doch als Koch an einigen Stellen brillieren kann und gewürdigt wird, rettet den Retter Rosin ein wenig. In Sachen Rhönsche Küche geht es aber ein wenig drunter und drüber, denn letztendlich kommt ein Küchen-Mix zustande zu dem die verlorenen Stammgäste befragt werden, jedoch keine Wanderer. Unklare Kommunikation, Zielveränderung oder dem Fernsehformat geschuldet? Wer weiß das schon so genau.

Der Rest ist altbekannt und in jeder Folge ähnlich: neue Ästhetik mit hellen, modernen Räumen, eine versöhnte Familie und ein zweites Testessen, dass vor allem den Sternekoch im Glanze seines Fernsehjobs erstrahlen lässt.

Zur Folge 1

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Restaurant-Retter – ein Job, bei dem viele zuschauen

Folge 1

Restaurant-Retter
© Superbass / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)

Christian Rach

Ich liebe ja diese Serien, in denen abgehalfterten Restaurants wieder auf die Beine geholfen wird. Da scheine ich nicht die Einzige zu sein, denn sonst gäbe es wohl kaum gleich mehrere davon. Es fing, glaube ich zumindest, mit Rach, dem Restauranttester an, der gar kein Restauranttester war, dann in der Restaurantschule fernsehgerecht unterrichtete und im ZDF stolze vier Mal auftischte, bevor diese Sendung abserviert wurde. Auch mit den Restaurantgründern war er bei diesem Sender nur mäßig erfolgreich. Aber Undercover war er dann wieder etwas glücklicher für RTL durch die schlimmsten Restaurants Deutschlands unterwegs und sucht derzeit nach Deutschlands Lieblingsrestaurant. Den Titel versteh ich zwar nicht, denn es sind alles Rachs Lieblingsrestaurants, aber Deutschland klingt auf jeden Fall allgemeingültiger und schließlich steht so‘n Promi  ja für Deutschland, also auch für mich: Mein Rach(en) – mein Gaumen.

Frank Rosin

ist mit seinen Restaurants für die Konkurrenz von Kabel 1 unterwegs. Der hat auch noch etliche Kochshows moderiert, die mich aber so gar nicht interessieren, weshalb hier auch keine Rede von Kollegen wie Henssler, Mälzer & Co. sein wird. Denn mich interessiert nicht das „Kochen gucken“, sondern das „Restaurant führen“ als Geschäftsmodell. Außerdem finde ich, dass man in diesen Sendungen eine Art öffentliches Coaching präsentiert bekommt, was durchaus auch in vielen Dingen auf andere Unternehmen zu übertragen ist. Deshalb werde ich an dieser Stelle immer wieder mal die ein oder andere Sendung besprechen. Ich beginne gleich mit der letzten Folge von Rosins Restaurants am 5. April mit dem Titel „Überkochende Gefühle auf der Rother Kuppe“. Mein Beitrag dazu: Haltet Eure Gefühle im Zaum!

Und die anderen

Restaurants zu eröffnen, scheint eine der beliebtesten Geschäftsideen überhaupt zu sein. Schon bei der Recherche zu unserem Buch fiel uns auf, wie viele Gründer, Ketten und idealistische Einzelkämpfer es auf diesem Gebiet gibt. Da verwunderte es nur wenig, dass auch in  der ersten Staffel von Die Höhle der Löwen überdurchschnittlich viele Gastronomen und solche, die es werden wollten, auftraten. So viele, dass wir es schon wieder langweilig fanden. Tja, und auch unsere Pioniere aus Newtopia, denen wir uns ja bekanntermaßen verbunden fühlten, sollten es – mehr oder weniger auf Geheiß des Bosses, Machers und Erfinders des Formats – ja mit einem Restaurant versuchen. Wie originell!

Ich bin also gespannt, was wir noch von den hilfesuchenden  Gastronomiebetrieben und ihren Rettern lernen können.

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Katzenklo, Katzenklo, ja das macht die…

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Neulich war ich mal wieder zu Besuch bei meinem Freund Olaf in Dubai. Der hat drei Katzen (und auch zwei Hunde, aber das tut hier nichts zur Sache) und ärgerte sich jeden Tag, wenn er das stinkende Katzenklo reinigen durfte. Da musste eine Lösung her. Olaf suchte bei Google nach „bestes Katzenklo der Welt“ und fand den Litter-Robot.



Der Litter-Robot reinigt sich selbst. Ich habe das Teil besichtigt, wenn auch nicht ausprobiert . ;-). Sieht aus wie ein Ufo, ist innen mit blauen LEDs beleuchtet, startet sieben Minuten, nachdem eine Katze das Klo verlassen hat, die Reinigung automatisch. Den Auffangbehälter mit der Kacke und dem verklumpten Pipi muss Olaf nur alle 14 Tage leeren. Etwa 500 USD kostete das Teil, hinzu kamen für den Versand nach Dubai weitere 300 USD. Aber das war es Olaf wert. Er freute sich wie ein Kind, vielleicht noch mehr als seine Katzen, als das Katzenklo wenige Tage nach der Bestellung mit UPS eintraf.

Weil nun aber eine der drei Katzen den anderen beiden immer das Futter stibitzt, dabei auch zu fett wurde und außerdem die Medikamentengabe ins Katzenfutter zuweilen die falsche Katze wegputzt, musste auch für den Napf, vielmehr die drei Näpfe, eine High-Tech-Lösung her: das Bistro.



Kameraüberwacht, Portionierung wenn man mal im Kurzurlaub ist, Gewichtskontrolle, Chip-gesteuerte Erkennung der „richtigen“ Katze, Fernüberwachung per Smartphone und ein kleiner Springbrunnen für das Frischwasser. Finden Sie übertrieben? Ja sicher, schon vor Jahren hat ein Menschenrechtler vorgerechnet, wenn wir Europäer unsere Ausgaben für unsere Haustiere in die Ernährung der Weltbevölkerung investieren würden, wäre der Hunger in Afrika und überall sonst auf der Welt besiegt. Aber wer weiß, vielleicht kann man aber auch das eine tun ohne das andere zu lassen.

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Ein schneller Blick in die Samwer-Küche

 

abgewogene Zutaten für HelloFresh

Sie sind mutig, sie sind clever und immer einen Schritt voraus: die Samwer Brüder. In unserem Buch berichten wir ausführlich über sie. Und jetzt machen sie schon wieder Schlagzeilen. Ihr neuester Coup: HelloFresh – die erst vier Jahre alte Kochbox, soll noch in diesem Jahr an die Börse gehen. HelloFresh ist bis aufs I-Tüpfelchen für die Generation Y konzipiert: drei oder fünf Mal pro Woche wird alles, was die junge ernährungsbewusste, aber einkaufsmuffelige Generation braucht, komplett geliefert wird – vom Rezept für ein schnelles und gesundes Gericht über exakt abgewogene frische Zutaten bis zum letzten Gramm Currypulver und das ökologisch gewissenhaft in recycelbarer Verpackung.

Der Markt darf gespannt sein, denn wie die Samwers mit Zalando und Rocket Internet schon vorgemacht haben, setzen sie selbstverständlich immer auf große Hausnummern und sammeln an den deutschen Aktienmärkten für alles Geld ein – meist in Milliardenhöhe. Die Rocket-Aktie entwickelte sich zwar zum Rohrkrepierer (sie fielen von 57,08 Euro im Februar auf aktuell 31 Euro), aber statt vorsichtiger zu werden, starten die Serien-Gründer in die Offensive und wollen HelloFresh schon in diesem Herbst an die Börse bringen.

200.000 Abonnenten für ihre Kochbox in Deutschland, England und den USA haben sie schon. Was dabei am rauskommt – darüber darf spekuliert werden. Denn genaue Zahlen geben die Samwers nicht raus.

Fragt sich nur: Wo haben sie diese Idee bloß wieder abgekupfert?

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Regionalmarketing leicht gemacht.

Sylt, Berchtesgaden, Bodensee – mit solchen Landschaften und natürliche Ressourcen sind einige Orte gesegnet, andere nicht. Aber den natürlichen Vorteil kann man wettmachen. Andernach und Wacken sind zwei Beispiele für Städte ohne solche glücklichen Fügungen. Andernach hat sich einen Kalwasser-Geysir erbohrt, und zu Wacken muss ich wohl nichts sagen. Da war auch nix vorher.

 

Geysir Andernach

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„Der Geysir Andernach (vormals Namedyer Sprudel) ist mit 50 bis 60 Metern der weltweit höchste Kaltwassergeysir. Der Geysir wurde 1903 erstmals auf dem Namedyer Werth, einer Halbinsel im Rhein bei Andernach, erbohrt. Er ist seit 2006 touristisch erschlossen und eine der Attraktionen im Vulkanpark sowie Teil des Geoparks Vulkanland Eifel. Von einem „Erlebniszentrum“ in Andernach, das über den Geysir informiert, besteht eine Schiffsverbindung zum Namedyer Werth, wo der Geysirsprung beobachtet werden kann. Die Eruptionsdauer beträgt acht Minuten bei einem natürlichen Intervall von 100 Minuten zwischen den einzelnen Ausbrüchen. Kohlendioxidgas treibt den Geysir an, vergleichbar mit einer geschüttelten Mineralwasserflasche.“ (Quelle, Text & Fotos: Wikipedia)

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